Headsets mit (A)NC im Test

Wir schreiben das Jahr 2020, ein Virus betritt die Bühne, Freizeitangebote werden eingestellt, Menschen leiden und einige sterben, die Büros, Schulen und KiTas werden geschlossen und die Arbeit/das Lernen geht trotzdem von zuhause weiter...was vor 20 Jahren noch absolut undenkbar war und sich wie ein 10-Groschen-Dystopie-SciFi-Horror-Roman gelesen hätte, wurde dann doch Realität und brachte damit einhergehend auch chaotische Zustände zuhause: Arbeit am Küchentisch, die Kinder springen um einen herum (oder bringen sich gegenseitig um), der 8h Termin mit dem Kunden muss trotzdem durchgezogen werden oder man muss konzentriert einen Text erarbeiten/Tabellenkalkulationen erstellen, ... und, und und.

Es kommt dann selbstverständlich der Wunsch bei den Leuten auf, dass man einfach jetzt woanders wäre oder man die Umgebung einfach stummschalten kann.

Diesem Thema widmen sich im Freizeitbereich bereits seit einiger Zeit die sogenannten Noise Cancelling (NC) Kopfhörer, um in den öffentlichen Verkehrsmitteln oder beim Sport seine Ruhe zu haben und nicht abgelenkt zu werden.

Aber wie verhält es sich im Business Bereich? Wie gestaltet sich das Angebot auf dem Markt hinsichtlich ANC Headsets? Welche Anbieter gibt es? Was leisten die Geräte? Und vor allem, wie teuer sind diese?

Damit befassen wir uns nun in diesem Artikel etwas näher.

(Disclaimer: Die Tests sind nicht im Labor durchgeführt worden und geben nur die subjektive Meinung des Autors wieder. Es handelt sich dabei nicht um professionelle Tests und der Inhalt des Artikels wurde auch nicht (war, ist und wird nicht) durch einen der Hersteller oder eine andere dritte Partei gesponsert.)

Allgemeines

Die Tests wurden recht einfach gehalten und decken 2 Use Cases ab: Business (Meetings, Webcalls, ...) sowie Gaming (3D Sound, Tonqualität, ...).

Hä? Wieso Gaming? Oben schreibt er doch was von "Arbeiten"! Richtig, das Hauptaugenmerk liegt auf der Möglichkeit, die Geräte für die Arbeit zu verwenden, hauptsächlich in lauten Umgebungen oder denen, in denen es störende Hintergrundgeräusche gibt (Handwerker im Haus, Großraumbüro, Diskothek im Stockwerk drunter, Kinder , ... ).

Der Wunsch war ursprünglich, ein Headset für die Arbeit zu erhalten, optional dazu aber auch einen Kopfhörer mit ANC für den heimischen Gebrauch (Spielen, seine Ruhe haben, Artikel für Compiware schreiben, etc.).

Dabei war die kleine Hoffnung, meine aktuellen Kopfhörer (Sony MDR-RF 6500) abzulösen, die an sich eine sensationelle Tonqualität sowie genialen 3D Sound (7.1 Digital) aufweisen, aber nur bedingt die Umgebung abschirmen und auch leider über kein(e) Mikrofon(e) verfügen.

Dadurch ist es natürlich schwer etwas zu finden, was beiden Bereichen gerecht wird und man daher natürlich auch Kompromisse eingehen muss; es bleibt dabei die Frage, wie groß der Kompromiss am Ende ist.

In diesem Artikel gehen wir auch nicht auf die Technik per se ein, die sollte bei Interesse näher auf Herstellerseiten begutachtet werden; es müssen hier z.B. nicht unbedingt noch mal die aufnehmenden/wiedergebenden Frequenzbereiche oder die unterstützten Codecs aufgeführt werden.

Bei der "Testumgebung" handelt sich bei mir um ein Büro im eigenen Haus, was ich mir aktuell mit meiner Frau teile und auch hin und wieder die Kinder (3 und 5) reinschneien; da man aber auch sicherlich irgendwann wieder ins Büro geht, hat man auch hier kein eigenes Büro, sondern teilt sich dies meist mit einem oder sogar mehreren Kollegen.

Diese telefonieren natürlich selbst und sprechen auch mal so noch mit dem einen oder anderen Kollegen am Platz; insofern lohnt sich die Anschaffung eines ANC Headsets durchaus.

Was ist denn eigentlich NC/ANC?

Da es an vielen Stellen im Internet gute Erklärungen (zum Beispiel Wikipedia) zum Thema ANC gibt, beschränke ich mich auf eine kurze Erläuterung.

Hinsichtlich Noise Cancellation wird zwischen 2 Arten unterschieden: Passiv und Aktiv.

Die passive Geräuschunterdrückung/-negierung zeichnet sich durch entsprechende Maßnahmen beim Aufbau des Gerätes aus.

So können zum Beispiel eine geschlossene Bauform sowie "Abdichtung" durch dicke Pads am Ohr ein in sich geschlossenes, geräuschdämpfendes System schaffen.

Diese Methode ist hinsichtlich Geräuschunterdrückung allerdings auf die mittleren Höhen und Höhen insgesamt beschränkt, da tiefe Töne dadurch schlecht oder zumindest ungenügend unterbunden werden können.

Für Marketingzwecke wird der Begriff "Geräuschverminderung" o.ä. gern verwendet, um die Kunden dahingehend etwas zu blenden, faktisch handelt es sich dabei aber immer um passive Unterdrückung und diese leistet (mal mehr, mal weniger) jeder gängige Kopfhörer am Markt.

Die aktive Geräuschunterdrückung dagegen zeichnet sich durch integrierte Mikrofone im Kopfhörer aus, die die Geräusche der Umgebung aufnehmen und mittels entsprechender Technologie ein Gegensignal im Kopfhörer erzeugen.

Das ist besonders bei tieferen Tönen effektiv, hohe Töne lassen sich dadurch allerdings nur bedingt negieren.

Da dieser Gegenton dauerhaft aktiv ist, solange ANC an ist, kann sich das durchaus wie Druck auf den Ohren anfühlen und bedarf einer gewissen Gewöhnung.

Wie bei jeder Technologie muss man also schauen, ob man damit länger zurechtkommt.

Insgesamt ist also eine Kombination aus guter passiver (folgend PNC) und guter aktiver (ANC) Geräuschunterdrückung wichtig, da das eine ohne das andere nicht viel bringt, vor allen Dingen nicht hinsichtlich Büroarbeit in lauten Umgebungen.

Wie verliefen die Tests?

Am Anfang steht natürlich das Auspacken, das Erfühlen des Gerätes (Haptik, Steuerelemente, Tragekomfort, Gewicht), die Anleitung lesen und das Verbinden mit dem PC/Laptop.

Zuallererst wurde der Business Usecase einem Test unterzogen, schon durch die Tatsache begründet, dass die Pakete unter der Woche tagsüber geliefert werden; die Kommunikationsplattform war Microsoft Teams.

Ebenfalls wurde dann parallel die Qualität der Musik am Smartphone getestet, da es sich ausschließlich um Bluetooth Kopfhörer/Headsets handelt, die mindestens 2 gleichzeitige Verbindungen unterstützen; ebenso wurden Telefonate via Smartphone getestet - direkt mittels normaler Telefonfunktion des Smartphones als auch MS Teams.

Am Abend wurde dann das jeweilige Gerät im privaten Bereich getestet; die dafür genutzten Spiele waren "War Thunder" und "TES V Skyrim SE", die Musik querbeet (Rock, Electronic, etc.)

Damit konnte auch gut die Akkuleistung überprüft werden, die durchaus mal mit 30h aktiver Nutzungszeit angegeben wird.

Um bei den Stereo Headsets einen Raumklang erzeugen zu können, habe ich auf DolbyAtmos zurückgegriffen, was in einigen Fällen tatsächlich Wirkung zeigte (teils gut, teils schlecht).

Wer testet?

Ein ganz normaler Typ, der nur selten bei störenden Nebengeräuschen konzentriert arbeiten kann; der Tragekomfort ist also ein wichtiges Thema, wenn der Kopfhörer bzw. das Headset viele Stunden am Tag auf dem Kopf ist, sei es zum telefonieren, Musik hören oder spielen.

Ich würde mich nicht als audiophil bezeichnen, aber ich habe dennoch gewisse Ansprüche an die Audioqualität; so erwarte ich einen ausgewogenen Klang, der in jeder Situation das bestmögliche bietet, bin aber damit auch gern zu Kompromissen bereit.

Da ich beruflich viel telefoniere und remote arbeite, will ich, dass meine Stimme klar und deutlich zu verstehen ist, auch in Hinblick auf Webcasts und Trainings, die ich halte; wer will schon 8h jemandem zuhören, der gefühlt permanent ins Mikro spuckt oder eine Stimme wie aus einem Wähltelefon hat?

Was und wie wird bewertet?

Selbstverständlich sind die Bewertungen der Kriterien selbstverständlich subjektiv. Zwar versucht man dies immer neutral zu betrachten, aber gerade im audiovisuellen Bereich ist eben genau dieser Eindruck von Person zu Person unterschiedlich.

Sind die Höhen zu kratzig? Dröhnt der Bass? Ist die Stimmwiedergabe/-aufnahme natürlich? Wie ist das Handling? Fühlt es sich wie im Schraubstock an oder rutscht es einfach vom Kopf?

Folgende Kriterien wurden von mir angesetzt:

• Akkuleistung und Ladegeschwindigkeit (5%)
• Anschlüsse (5%)
• Aufnahmequalität und Nebengeräuschunterdrückung des Mikrofons (20%)
• ANC Qualität und Umfang (25%)
• Audioqualität (25%)
• Bedienbarkeit und Haptik (5%)
• Tragekomfort und Mobilität (15%)

Es handelt sich dabei um keine genauen Werte, mehr eine Gewichtung, die im Kontext des Preises das persönliche Urteil hinsichtlich Ranking beeinflussen.

Ist der Preis z.B. sehr hoch, aber die einzelnen Punkte sehr gut erfüllt, ist der Preis durchaus gerechtfertigt und das Gerät entsprechend hoch im Ranking.

Ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis reicht allerdings daher auch nicht, um hoch im Ranking zu stehen.

Gesamtfazit der Tests vorweg (TL;DR)

Ich ziehe das Fazit mal nach vorn, da Zeit kostbar ist und sich auch mittlerweile der Begriff "TL;DR" etabliert hat.

Der Markt an Business Headsets mit ANC ist durchaus noch als Nische zu sehen, da es hier lediglich 2 Anbieter gibt, die dort gute bis sehr gute Lösungen anbieten; bei einigen ist das eher Marketinggag als ernsthaftes ANC.

Dabei handelt es sich einmal um Bose (700 NC - gut) sowie Jabra (Elite 85h - gut, Evolve 80 - OK, Evolve2 85 - exzellent), die allerdings auch mit mindestens 200€ (bei entsprechenden Angeboten) recht hochpreisig sind; die UVPs der Hersteller liegen deutlich darüber.

Das Elite 85h sowie das 700 NC teilen sich dabei Platz 2; im Ranking auf Platz 1 ist aber mit Abstand das Evolve2 85, da dieses sowohl den Business als auch privaten Use Case sehr gut abdecken kann. Natürlich mit einem Kompromiss .

Tatsächlich bietet auch Bang und Olufsen Geräte dieser Kategorie an, allerdings sind diese, selbst reduziert, immer hochpreisiger als die Geräte der anderen Marken und damit außerhalb meiner Schmerzgrenze; die Tests sind nur mit den Geräten in meiner gesetzten Preisklasse von 150 bis 300€ durchgeführt worden (tatsächlicher Kaufpreis, nicht UVP).

Gerätetests

Kommen wir nun zu den eigentlichen Tests. Die einzelnen Bereiche sind so aufgebaut, dass es einen einleitenden Text gibt, der die Vor- und Nachteile textuell beschreibt.

Folgend dann eine Tabelle mit den jeweiligen Merkmalen und den Beschreibungen dieser bezogen auf das jeweilige Gerät.

Rang 6/1 - Teufel Real Blue NC

[eimage='2361','small','left'][/eimage]Ich muss es leider gleich vorweg nehmen: Ich bin sehr schwer von diesem Gerät enttäuscht und auch etwas verbittert, da man von Teufel einfach viel mehr erwartet als das.
Nicht nur, dass das ANC ein Witz ist, es ist auch wirklich sehr lästig. Das Geräusch, was erzeugt wird, um die Umgebungsgeräusche zu negieren (oder zumindest etwas zu dämpfen) war sehr deutlich hörbar und hat einfach genervt.
Dadurch konnte man sich aussuchen, ob man die Umgebungsgeräusche oder das permanente Brummen hören möchte. Sehr unangenehm!
Damit liegt es leider sehr weit abgeschlagen auf dem geteilten letzten Rang und muss sich der Konkurrenz aus Dänemark, den USA und Deutschland geschlagen geben.
Hinsichtlich Audiowiedergabe für Musik und Film ist das Gerät durchaus gut, aber dann kann man sich für die ANC "freie" Variante Teufel Real Blue (UVP 169,99€) oder einen anderen Teufel entscheiden.
(zugegeben: Es kann durchaus ein defektes Gerät gewesen sein, allerdings wollte ich mir nicht die Mühe machen, es zu testen; ggf. kann jemand anderes positiveres berichten)

Rang 6/2 - Sony WH-XB900N

[eimage='2365','small','left'][/eimage]Hier haben wir den einzigen Kandidaten von Sony in meinem Ranking. Der Kopfhörer besticht einerseits durch seine Schlichtheit im Design und Klang, andererseits aber auch nicht hinsichtlich ANC, Handhabung und Funktionalität.

Zusammenfassend kann man sagen, dass es ein schlechter ANC Kandidat war, der obendrein auch noch sehr ungeeignet für Telefonate und dergleichen ist, da die Stimme kaum hörbar und stark gedämpft ist (als würde man die Telefonspinne am Ende des Raumes nutzen).

Auch hier war ich etwas enttäuscht, allerdings handelte es sich hier um den niedrigsten tatsächlichen Preis und der Klang weiß für sich zu gewinnen.

Allerdings war das nicht das Ziel und somit landet das Gerät zusammen mit dem Teufel Real Blue NC auf dem letzten Rang.

Vielleicht gibt es hier aber auch Besitzer anderer Sony (A)NC Kopfhörer/Headsets, die besseres zu berichten haben; weitere Sony Geräte waren für mich aber nicht mehr interessant genug.

Rang 5 - Jabra Evolve 80 (und Link)

[eimage='2357','small','left'][eimage='2355','small','left'][/eimage][/eimage]

Rein optisch orientiert sich dieses Headset und der Link am bisherigen Design von Jabra, was die Business Headsets angeht, ist aber insgesamt ein höherwertiges Headset; allerdings sind die Informationen zu diesem etwas irreführend.

Das Jabra Evolve 80 fällt bei diesem Test etwas aus der Reihe, da es sich um das einzige ANC Headset mit Kabelverbindung handelt; es ist dadurch aber nicht schlechter oder besser als der Durchschnitt.

Das Headset macht, alles in allem, einen sehr guten, soliden Eindruck, wie man ihn von Jabra gewohnt ist. Die verwendeten Materialien entsprechen dem gängigen Standard und stechen weder positiv noch negativ besonders hervor.

(*) Das größte Manko bei dem Gerät ist das Kabel (ganz abgesehen davon, dass es ein Kabel ist ), da es einerseits sehr kurz ist, andererseits am PC/Laptop aber nur mit dem Link ordentlich funktionieren kann, da die Headsetbuchse die Klinke offenbar nicht als Headset erkennt.

Diesen Umstand hatte ich bei mehreren Systemen (und Dockingstation) festgestellt, so dass man hier von einem Work-as-designed ausgehen muss, da dies bei der Verwendung am Smartphone nicht auftritt; sehr seltsam, aber es wird seine Daseinsberechtigung haben.

Hinsichtlich Funktionalität am PC muss ich sagen, dass die Produktbeschreibungen nicht eindeutig darauf hinzeigen, dass der separat erhältliche Link wirklich benötigt wird.

Leider ist in der Produktbeschreibung auch nicht entnehmbar, dass der Link für die Funktionalität des Busylights erforderlich ist, was ebenso schade ist.

Damit ist es, hinsichtlich UVP, ein recht hochpreisiges Gerät und durch die unklare/ungünstige Situation bzgl. Link im Ranking etwas weit hinten zu finden.

Rang 4/1 - Sennheiser HD 450BT

[eimage='2362','small','left'][/eimage] Hier kommen wir zum ersten Kandidaten einer kleinen Reihe von Sennheiser ANC Produkten. Im Gegensatz zu den beiden anderen Sennheiser Geräten ist das ANC bei diesem Gerät mittelmäßig, wodurch es auch hinter den anderen beiden im Ranking steht.

Prinzipiell macht der Kopfhörer einen guten Eindruck, hat allerdings auch diverse negative Aspekte, die den Gesamteindruck etwas drücken.

Hinsichtlich Preis/Leistung haben wir aber hier einen Kandidaten für den schmalen Geldbeutel, bei dem man natürlich ein paar Abstriche hinsichtlich Business Use Case und ANC hinnehmen muss.

Rang 4/2 - Sennheiser MOMENTUM 3 Wireless

[eimage='2364','small','left'][/eimage] Diese Kopfhörer aus dem Hause Sennheiser machen optisch schon einiges her und bieten auch im Audiobereich durchaus einiges, aber die relevanten Punkte decken sie nur ungenügend ab, weshalb sie in Hinblick darauf und den Preis dann leider mit auf Rang 4 landen.

Grundsätzlich bieten sie eine Audiowiedergabe, die im Medienbereich wirklich ausgezeichnet ist, leider ist sowohl Tonaufnahme und die Wiedergabe von Stimmen während Telefonaten unzureichend; es ist wieder ähnlich einer Freisprecheinrichtung im Auto.

Es handelt sich hierbei also auch wieder um einen guten Kopfhörer, dem Mikrofone zur Spracherfassung eingebaut wurden, um mittels Sprachbefehl Alexa, Google, Siri und Co. anzusteuern.

Der Business Case wäre dann maximal für die arbeitsbezogene Zug- oder Flugreise gegeben, wenn man konzentriert an etwas arbeiten oder einfach entspannen möchte.

Merkmal	Beschreibung
Kopfhörerart, Bauform	Over Ear, geschlossen
Anschlüsse	Bluetooth 5.0, Klinke 2,5mm, USB-C
Akkuleistung und Aufladung	Bisher nur die Angabe 17h gefunden, vermutlich mit ANC und geschätzte 25h ohne ANC; Aufladung wird mit 3h angegeben
Mikrofon (Sprache)	Integriert
Aufnahmequalität, Abschirmung	Die Aufnahmequalität ist unzureichend, mehr Freisprecheinrichtung als richtiges Telefon; allerdings gute Abschirmung von Umgebungsgeräuschen
NC, Qualität	Aktiv/Passiv; Abschirmung ganz gut, etwas schlechter als beim PXC 550-II bietet Hear-Through an, sprich, es werden die Umgebungsgeräusche wiedergegeben, wenn Medien wiedergegeben werden -> praktisch bei Unterhaltungen, man muss die Kopfhörer nicht abnehmen
Audioqualität (Büro)	Wiedergabe von Stimmen während Telefonaten ist unzureichend, in Richtung blechern
Audioqualität (Privat)	Medienwiedergabe ist exzellent, allerdings nur bedingt für Spiele; 3D Emulation auch mit Dolby Atmos nicht gegeben
Bedienbarkeit	Bedienbarkeit sehr gut mittels Knopf- und Schiebereglersteuerung am Rechten Ohrhörer
Besonderheiten	Abschaltautomatik beim Zusammenklappen der Kopfhörer; Ohrhörer lassen sich nicht um die vertikale Achse drehen
Tragekomfort und Mobilität	Das Gerät ist unwahrscheinlich leicht, obwohl es sehr massig wirkt, der Tragekomfort ist ansonsten auch sehr gut und angenehm
Zubehör	USB-A zu USB-C Ladekabel, Adapter 2,5mm-3,5mm Klinke, Tragetasche (für ein Produkt dieser Preisklasse überraschend weich, eher Staubschutz als robuster Case)
Haptik	es fühlt sich natürlich sensationell an und hier spricht auch schon die Optik an, alle Materialien sind wirklich erste Güte (aber trotzdem Kunstleder )
Hersteller UVP	399€
Preis/Leistung	Diese Bewertung bezieht sich rein auf den Business Case: Mangelhaft. Von diesem Preis ausgehend bietet das Gerät leider absolut nicht viel für die Arbeit, wenn man von der Möglichkeit absieht, konzentriert arbeiten zu können. Die Frage wäre, ob es sich dann lohnt, ein zusätzliches Headset zu beschaffen, um Telefonate führen zu können.

Rang 3 - Sennheiser PXC 550-II Wireless

[eimage='2363','small','left'][/eimage] Kommen wir zum letzten Kandidaten von Sennheiser im Ranking. Auch hier haben wir ein durchaus gutes Gerät mit gutem ANC und gutem Ton, allerdings auch wieder ein paar nicht zu ignorierenden Einschränkungen; es handelte sich sogar zeitweise um meinen Favoriten und das potentielle Produkt meiner Wahl. Aber eben nur zeitweise.

Ein pro ist gleichzeitig ein contra und zwar, dass die Kopfhörer abschalten, wenn die rechte Ohrmuschel eingedreht wird; da die Ohrmuscheln nicht besonders fest arretiert sind, kommt es immer recht schnell dazu, dass sich der Ohrhörer abschaltet.

Das ist nicht nur bei der Arbeit ein contra, sondern auch privat, da im Falle des Ausschaltens des Gerätes die Wiedergabe aus dem System verschwindet und damit der Ton im Spiel weg ist, auch wenn der Kopfhörer sich wieder verbunden haben sollte.

Ein weiterer negativer Aspekt ist, dass die Kopfhörer bei Wiedergabe einen sogenannten Sidetone wiedergeben; der Sidetone wird von einigen Herstellern integriert, damit man sich selbst beim Telefonieren hören kann, denn es soll wohl Menschen geben, die ansonsten automatisch lauter sprechen.

Prinzipiell OK, dass man dies einbaut, aber dieser Sidetone kann bei den Sennheiser Headsets nicht deaktiviert werden (Support bestätigte dies). Meep, meep, meeeeeeep....

Last but not least war das Headset tatsächlich das, was bei der Verbindung zwischen den Geräten für den meisten Ärger gesorgt hatte.

Die initiale Verbindung musste immer zweimal aufgebaut werden, gelegentlich "vergaß" das Headset, dass es ein Headset ist (Mikrofone im System nicht verfügbar) und mitunter wurde es als Medienwiedergabegerät wie ein Fernseher erkannt...

Den letzten Aspekt hätte man durchaus noch hinnehmen können, die anderen Punkte waren aber dann aber in der Summe nicht ausreichend für den Favoriten.

Allerdings sollte man die Punkte für sich nicht zu sehr negativ sehen: Wer z.B. kein Problem mit einem Sidetone bei der Telefonie und der Abschaltautomatik hat, der hat hier ein sehr gutes ANC Headset in der Preisklasse.

Der UVP ist nicht bindend und man findet durchaus günstige Angebote; mitunter findet man diese direkt oder muss etwas Geduld mitbringen.

Rang 2/1 - Bose Noise Cancelling Headphones 700

[eimage='2366','small','left'][/eimage]Hier haben wir den Kandidaten, weshalb ich mich überhaupt erst auf diese Reise begeben hatte, welcher sich hier den zweiten Rang teilt. (ungelenker Name, daher im Artikel überall sonst '700 NC' betitelt)

Auf dieses Gerät bin ich per Zufall gestoßen, da es die Mitarbeiter des Unternehmens als Weihnachtspräsent bekommen hatten (vermutlich das geplante Budget pro Mitarbeiter für die Firmenveranstaltungen dennoch sinnvoll für die Mitarbeiter einsetzend; coole Aktion).

Ich war von dem ANC hin und weg und kann unumwunden zugeben, dass sich es beim 700 NC um das beste ANC am Markt handelt; hier gilt das Sprichwort "Ich sehe wie sich deine Lippen bewegen, aber verstehe nicht, was du sagst!" vollumfänglich.

Die Steuerung des ANC ist nicht der Standard und die 10-stufige Regelung habe ich auch nur bei den beiden gleich folgenden Jabra Geräten finden können.

Allerdings gibt es 2 größere Mankos, die nicht weltbewegend sind, mich allerdings dazu gebracht haben, nach Alternativen zu suchen, die das eventuell besser machen bei gleicher ANC Qualität.

Das erste Manko ist die Tonaufnahme und die Wiedergabe während Telefonaten, insbesondere mit aktivem ANC.

Es wird kein Sidetone wiedergegeben, allerdings hört es sich hallend an, als stünde man in einer Kirche oder ähnlichem; die Tonaufnahme für sich ist leider unzureichend und klingt stark nach den In Ear Bluetooth Headsets der 2010er Jahre, mit denen alle wischdin Leud rummelauf sin.

Das zweite Manko hat, trotz allem Lobes, mit ANC zu tun, und zwar dem Hall. Bei der Medienwiedergabe und insbesondere in Spielen macht sich das besonders bemerkbar, was dann (gerade bei Spielen) das ANC wieder nutzlos macht.

Denn was bringt die Geräuschunterdrückung, wenn man den Ton, den man ohne Nebengeräusche klar hören möchte, durch den Hall arg verfälscht wird? Richtig, nüschsts!

Daher landet das Gerät dennoch auf dem geteilten zweiten Rang, da der Business Use Case prinzipiell gut abgedeckt werden kann, nur dass die Tonqualität bei Anrufen ein wenig schlechter ist.

Rang 2/2 - Jabra Elite 85h

[eimage='2356','small','left'][/eimage] Hä? Jabra Elite? Was soll das sein? Ja, so war auch meine erste Reaktion, als mir das große A dieses Headset in die "schau dir doch das mal an" Liste gespült hatte.

Ich war bereits mit den anderen Produkten durch; diese waren beim Händler bereits wieder angekommen oder waren auf bzw. kurz vor dem Rückweg dahin.

Auch der angegebene Preis (188€ im Angebot, 250€ regulär) brachte mich jetzt nicht in Wallung, wenn man die anderen Produkte betrachtet, die teils wesentlich hochpreisiger waren und vor allem die, die in der gleichen Preisklasse waren *hust Teufel hust*.

Ebenso irritierte mich die Optik, die absolut nicht nach Jabra und völlig alltagstauglich aussieht, was mich daher doch skeptisch machte und ich mir das Produkt erst einmal auf deren Seite ansehen musste.

Zwar waren die Angaben auf der Seite sehr interessant und prinzipiell vielversprechend, jedoch hat man ja die Sachen nicht zum ersten Mal gelesen und hielt dann das ernüchternde Resultat in der Hand, wie man in Tests lesen muss.

Auch das Werbevideo war echt gut gemacht, keine Frage, aber auch das wurde ja schon das eine ums andere Mal gesehen.

Nunja, ich denke, man kann anhand des Rankings erkennen, dass ich es bestellt habe und einen "BOOM! IN YOUR FACE, N00b!" Moment hatte, als ich es ausprobiert habe.

Hervorragendes 10 Stufen ANC (wirklich nur marginal schlechter als das 700 NC - good job, Bose!), welches allerdings absolut nicht den Ton verfälscht (anders als beim 700 NC - blame you, Bose!).

Hear Through Modus, wirklich super Smartphone App !!UND!! gleichwertige PC/Mac App (nur mit Link 380 - History repeats * ), situativ-automatisches ANC, irre ANC Akkulaufzeit, wirklich hervorragende Anrufaufnahme und -wiedergabequalität, 3D Sound möglich (nicht wirklich an 7.1 Digital reichend, aber dennoch ausreichend gut), regengeschützt (mit 2 Jahren Garantie drauf!) und Trageerkennung (schaltet automatisch Wiedergabe ab beim Absetzen und an, wenn wieder aufgesetzt).

Damit steckt das Gerät in dieser Preisklasse alle Geräten der gleichen und sogar der Preisklasse bis 400€ locker in die Tasche. Ja, auch das 700 NC, insgesamt jedenfalls.

...

Ja, ok, ist ja gut, einen Nachteil gibt es. Wer weiter oben auch die Angaben zum Sennheiser PXC 550-II gelesen hat, wird hier eventuell ein kleines Déjà vue erleben, denn auch das 85h verfügt über die Abschaltautomatik mittels Drehung des rechten Ohrhörers.

Das ist allerdings tatsächlich das einzige Manko und dementsprechend kommt das Headset sehr weit nach oben im Ranking.

Wer also auf der Suche nach gutem und steuerbarem ANC ist, gute Klangqualität wünscht und der auch mal eine andere Farbe als schnödes Schwarz sucht, der ist mit diesem Headset sehr gut bedient.

* Hinweis zum Link 380: Dieser ist bei dem Elite 85h nicht mit dabei, was allerdings egal ist, da die Einstellungen auch ohne weiteres am Smartphone mit der App getroffen werden können; der Link380 ist nur für das Evolve2 85 für die Nutzung des Busy Light wichtig, wird dort aber auch gleich mitgeliefert.

Rang 1 - Jabra Evolve2 85

[eimage='2359','small','left'][eimage='2358','small','left'][eimage='2360','small','left'][/eimage][/eimage][/eimage]

Nun kommen wir zum Ende der Liste bzw. zu Rang 1 im Ranking - dem König der Business Headsets. Also von mir gekrönt, daher höchst offiziell! ... Is ja gut, ich mach ja schon weiter.

Grundsätzlich lässt sich sagen, dass all das, was das Elite 85h ist, auch das Evolve2 85 ist. Grundsätzlich...also fast...irgendwas muss es ja besser als das 85h machen.

Wenn wir rein von der Optik auf den ersten Blick ausgehen, gibt es 3 signifikante Unterschiede.

Erstens, es verfügt über einen separaten Mikrofonarm, der, nicht wie beim Evolve 80 im Bügel eingerastet wird, sondern schlauerweise direkt im Ohrhörer. Damit das möglich ist, lässt dich der Mikrofonarm beim ausklappen um 90° um die eigene Achse zum Mund drehen.

Zweitens, die Steuerelemente (Medien, Bluetooth) des rechten Ohrhörers sind nicht mehr direkt auf dem Korpus, sondern, wie bei nahezu allen anderen Headsets dieses Tests, am unteren Rand der Ohrhörer; rechts ist die Mediensteuerung und links ANC sowie on/off inkl. Bluetooth (Schieberegler).

Die Anrufsteuerung ist aber nach wie vor der Knopf mittig im rechten Ohrhörer. Über den innovativen Aspekt der Anordnung insgesamt zwischen Elite und Evolve2 lässt sich jedenfalls streiten, ich finde beide Lösungen haben ein ausgewogenes für und wieder.

Drittens, es gibt 2 Metallkontakte, die das Laden mittels eines Charge Stands bieten. Das ist kein Must-have und kann optional im Paket oder separat mitgekauft werden, allerdings ist das schon ein nettes Gimmick für diejenigen, die die Clean Desk Policy auch zuhause pflegen.

Ich persönlich versuche Urwald-Lianenartige Auswüchse auf meinem Schreibtisch so gut es geht zu vermeiden, daher hat der Stand für mich seine Daseinsberechtigung.

Wer diesen nicht nutzen möchte, der kann auch, wie alle anderen Headsets, das Evolve2 mittels USB-C laden; auch hier ist Quick Charge möglich; es ist also nicht erforderlich, das Set mit dem Stand zu kaufen, welches auch nochmal rund 60€ (UVP) mehr kostet.

Ein weiteres Merkmal gegenüber dem 85h ist das integrierte Busylight; ihr erinnert euch an das Evolve 80? Im Gegensatz zum Evolve 80 wird aber der Link auch in der Standardausstattung mit geliefert und muss nicht extra gekauft werden (Jabra hat gelernt!).

Damit ist es auch möglich, die Jabra Desktop App (Jabra Direct) zu nutzen und darüber hinaus auch andere Jabra Bluetooth Geräte anzusprechen, die den Dongle unterstützen (z.B. das 85h...just saying).

Einen Vorteil durch den Dongle hat man dadurch, dass das Headset beim Pairing an sich mit dem Link statt dem PC/Laptop verbindet; dadurch kann man den Dongle ohne weiteres an das zweite Gerät anschließen (Arbeitslaptop <> privater PC)

Gut ist auch, dass das einzige Manko des Vorgänger hier nicht existiert, da das Headset nicht über eine Abschaltautomatik verfügt (abgesehen von der Trageerkennung, die hier sogar besser funktionert; eventuell durch den Link).

Ebenfalls sind auch hier die Ohrhörer dreh- und einklappbar, ich meine aber, dass es etwas filigraner ist und ich es daher nicht oft nutzen werde.

Eine wichtige Besonderheit des Headsets ist, dass es ausschließlich auf den Business Bereich ausgelegt ist und die Funktionalitäten dafür optimiert wurden.

So ist es zwar prinzipiell als ANC Gaming Kopfhörer nutzbar, allerdings nicht als ANC Gaming Headset.

Hintergrund ist, dass das Gerät automatisch zum Telefonprotokoll wechselt, sobald das Mikrofon aktiviert wird; startet man also Discord und Co., wird das Mikrofon aktiviert und das Telefonprotokoll aktiviert.

Diese Besonderheit wird allerdings nicht die Wertung des Gerätes beeinflussen. Warum? Ganz einfach: Der Artikel beschäftigt sich mit Business Headsets, nicht mit Gaming Headsets; das wäre nur ein "nice to have" gewesen, wenn ich das Gerät dafür auch hätte nutzen können.

Jedoch kann ich die ANC Funktionalität in Form der Kopfhörer ohne VoIP dennoch gut nutzen, für VoIP im Privatbereich wird also eine andere Lösung fällig; das ist allerdings auch nicht schlimm, da man bei Nutzung von Voice eh nicht wirklich um sich herum abgelenkt wird.

Prinzipiell wäre es auch möglich, ein externes Mikrofon für diese Aufgabe zu nutzen, aber das ist eine andere Geschichte, die irgendwann vielleicht einmal in einem Artikel endet.

Aber hey, was wäre ein Test in diesem Ranking, wenn es hier kein echtes Manko hinsichtlich der Wertung geben würde?

Das ist ganz klar: Der Preis.

Der schlägt mit einem UVP von 543,29€ (ohne Stand) respektive 603,79€ echt hart in die Magengrube und tief in das Konto, allerdings auch hier wieder der Hinweis, dass es da auch wieder etablierte Händler gibt, die gute Preise machen.

Der aufmerksame Leser wird denken "Hm, 600 Öcken, ja? Hatte der Depp nicht anfangs was von 300€ gefaselt???" und hat damit auch Recht.

Die persönlich gesetzte Grenze von 300€ wurde überschritten, allerdings habe ich mit diesem Gerät alles, was ich gesucht habe und als Bonus obenauf, habe ich dann dazu auch eine valide Option für eine Ablöse des Sony MDR6500 finden können.

Sicherlich reicht es vom Klang her nicht an das Sony heran, aber das stellt in meinen Augen insgesamt einen guten Kompromiss dar, zumal ich das Sony auch verkaufen kann. Somit komme ich dann wieder unter die Marke von 300€ und alles ist safe.

Immerhin konnte ich erst mich und dann meine Frau damit überzeugen. Total die win-win-Situation!

Ende Gelände

Ich bedanke mich sehr für die Aufmerksamkeit und hoffe, dass ich damit dem einen oder anderen einen guten Einblick in die aktuellen Optionen geben konnte, was der Markt an ANC Headsets zu bieten hat.

Vielleicht ist ja jemand dabei, den diese persönlichen und höchst subjektiven Tests ein Stück näher an das Gerät seiner Wahl bringen konnte.

Ich sach mal bis bald, denn ich werde sicherlich wieder mal nach etwas suchen und dann ein paar Geräte testen.

Bloß gut, dass wir uns schon so für Kühlschrank und Tiefkühler entschieden hatten. Das wär ja ein Akt geworden!

Aber irgendwann brauchen wir auch ein neues Auto...sie wird mich umbringen...

Der Happy, der Klugschreiber