Die Liste geht bald weiter, aber zwischendrin ein (durch meine Regeln erlaubter) Rewatch mit einer ausführlicheren Kurzreview: „Ein Zombie hing am Glockenseil“ (1980) von Lucio Fulci.
Kurzreview
„Der ist leichengeil. Wie spät ist es? Knobeln wir?“
„Lebende Leichen, an einem Ort des Grauens und des Entsetzens!“
Typisch für Fulci wird dieses filmische Werk getrieben von minimalistischen Klängen, kombiniert mit erstklassigen Zooms auf Gesichter und vor allem die Augenpartie (Italian Shot) – meist sind es mittelschnell geschnittene Reaction Shots, teils stattdessen mit kurzer Kamerafahrt. Das erzeugt auch im Jahr 2024 noch verlässlich Spannung, wenn das Verfahren gut umgesetzt ist.
Neben dem guten Piano- & Synthie-Soundtrack können der Großteil der praktischen Spezialeffekte sowie das Make-up immer noch überzeugen, gerade wenn man sich vor Augen führt, wie früh der Film entstand und veröffentlicht wurde. Vom grässlichen hellroten Kunstblut der 70er Jahre ist hier nichts mehr übrig geblieben. Wenn einem der talentierten weiblichen Hauptdarsteller im Auto das Blut aus den Augen läuft und er seine klumpigen Gedärme an einem Stück erbricht, ist das also ein durchaus netter Anblick.
Beinahe die ganze Zeit über ist die Kamera in Bewegung, wechselt auch ab und zu in die Perspektive eines verborgenen Zombies, ein wenig wie man es von „Tanz der Teufel“ kennt. Es gibt nur eine Handvoll langweilige Szenen, diese stören das Gesamtbild und Pacing des Films trotzdem nicht. Unter all den Zombie-Filmen würde ich dieses Exemplar dann doch etwas separiert einordnen, denn er fühlt sich aufgrund der manchmal übernatürlichen Natur der Gewaltanwendungen nicht wie ein typischer Genrevertreter an.
Altersbedingt ist der Umgebungston zuweilen etwas dumpf, dennoch verfehlt beispielsweise das Kratzen an der Sargdecke der lebendig Begrabenen nicht seine Wirkung beim Betrachter. Interessieren würde mich, ob bei der ekligen Leichenwürmer-Szene wirklich echte Maden auf die Darsteller gesprüht wurden, in den Nahaufnahmen der Gesichter und der Halbtotalen sieht man deutlich hunderte Würmer oder Maden herumscharwenzeln.
Ein wahres Prachtstück ist selbstverständlich die legendäre Bohrerszene, die wohl der Hauptgrund für die mindestens 15 lächerlichen Beschlagnahmen dieses Werks sowie den Einziehungsbeschluss war. Diese ist für mich aber integraler Bestandteil des Films, gerade aufgrund der spannenden, schneller werdenden Umschnitte zwischen Kopf und näher kommendem, sich drehenden Bohrer. So extrem gorelastig oder mit exzessiv viel Blut darf man sich das aber nicht vorstellen, es geht dabei mehr um die Perspektive, das Make-up und die Schnitttechnik.
Wie in meiner knappen Erstbewertung angesprochen, wurde dem deutschen Publikum später eine Nachsynchro der damals geschnittenen Handlungsstellen vergönnt, die einem ob ihrer Sprecher die Haare zu Berge stehen lässt. Man kann sich das etwa so vorstellen: Hey Udo, hast du nicht mal in diesem Porno den Handwerker synchronisiert, der den Stromkasten reparieren soll? Komm mal kurz ins Studio rüber, wir brauchen 'n paar Typen für so einen alten Schinken aus den 80ern, damit kennst du dich ja aus. Bring gleich die Jacqueline und den Sven noch mit, dauert nur ein paar Minuten.
Gesehene Fassung: Uncut-Kinorollen-Scan (35 mm) mit deutscher Synchro