Rise of the Ronin
Nach 60 Stunden Spielzeit möchte ich hier meine Meinung darüber schreiben.
Ich habe mich vor dem Kauf nicht über dieses Spiel informiert und es war durch und durch ein Impulskauf, da es für 40€ im Angebot war.
Was ich zu diesem Zeitpunkt nicht wusste, war, dass es mein persönliches Highlight der letzten Jahre werden würde.
Die Geschichte beginnt mit der Erzählung über die “Zwillingsklingen”. Ein Kämpferduo mit einem gemeinsamen Ziel, deren Wege sich dann zwangsläufig trennen müssen.
Nach einer kurzen Einführung startet man dann als Ronin in 3 große Städte und deren Umland: Yokohama, über Edo (später bekannt als Tokio) und Kyoto. Jede Region hat dabei eine eigene Weltkarte im Spiel.
Die ersten 1 - 2 Stunden fühlten sich für mich zäh an und waren mit wenig Spielspaß verbunden. So wird man von der ersten Sekunde an erschlagen mit Texttafeln, Tastenfunktion, Kombinationen und Begriffen, die sich dann aber schnell als klassische Mechaniken herausstellen. Beispielsweise bildet das “Ki” ganz einfach den Ausdauerbalken und das durch Kämpfe gesammelte “Karma” lässt sich wohl am ehesten mit den Seelen aus Dark Souls vergleichen. Dieses Karma kann man dann an „Verborgene Schneide“-Bannern in Erfahrung umwandeln, die gleichzeitig als Checkpoints dienen. Die Spielmechaniken, der Aufbau der Welten und das Kampfsystem lassen sich am ehesten mit einem Assassins Creed gepaart mit Dark Souls vergleichen. So spielt das Parieren und Kontern eine zentrale Rolle im Kampf und erfordert gutes Timing sowie das Lesen der Gegner. Das fällt mir mal leichter und mal schwerer, womit mich das Kampfsystem schon gut gefordert hat. Es wird aber nie unfair und die Finisher machen viel Spaß. Dazu reiht sich eine breite Palette an Waffen wie Säbel, Stangenwaffen, Gewehre, Odachi, Speere und natürlich das Katana-Schwert und Tanto. Selbst waffenloser Nahkampf ist möglich.
Das Spiel spart dabei nicht an Gewalt und cineastischen Hinrichtungen. Es bietet jedoch die Möglichkeit, den Gewaltgrad in den Optionen anzupassen. Genauso gibt es aber auch praktische „Quality-of-Life“-Elemente wie das automatische Zerlegen oder Verkaufen von Ausrüstung, welche für ein aufgeräumtes Inventar sorgen können.
Wie bereits erwähnt war die Flut an Möglichkeiten, Mechaniken und Infos ganz schön viel auf einmal, aber spätestens nachdem ich dem Samurai Ryoma Sakamoto (eigentlich Sakamoto Ryoma - Nachnamen stets zuerst) begegnet bin, war das alles vergessen und die Welt hat mich dann wirklich in den Bann gezogen.
Das Spiel ist bis unters Dach mit authentischen Gegenständen, historischen Ereignissen, Sehenswürdigkeiten und vor allem Charakteren gefüllt. Dabei begegnet man vielen Persönlichkeiten aus der letzten Tokugawa Periode wie Jigoro Kano (Begründer des Judo), den Fotografen Felice Beato, Matthew Perry (nicht der Schauspieler) und unzählige mehr. Freiraum wird sich beim Gegner- und Ausrüstungsdesign genommen aber ohne große Brüche in der Glaubwürdigkeit.
Ich glaube jeder, der auch nur ein wenig neugierig auf das feudale Japan ist, kann hier richtig viel Spaß haben und nebenher etwas lernen. Wobei ich dazu sagen muss, dass ich permanent das Handy als Informationsquelle in Griffweite hatte. Denn so richtig vollumfänglich erfährt man von den einzelnen Charakteren nichts.
Ich möchte nochmal auf den Vergleich zwischen Ghost of Tsushima (GoT) und Rise of the Ronin (RotR) eingehen. Tatsächlich gleichen sich die Spiele im Setting, aber nicht im Kern. RotR setzt auf ein realistisches und wenig romantisiertes Japan des 19. Jahrhunderts und gießt seine erdachte Geschichte in ein akribisch historisch abgebildetes Japan der Bakumatsu Periode. Es will dabei fordernde Schwertkämpfe, authentische Quests und eine glaubhafte Welt bieten. GoT hingegen ist eher auf Zugänglichkeit und leichte Unterhaltung ausgelegt. Was hier absolut nicht als Nachteil zu verstehen ist! Die Entwicklung von RotR begann 1 Jahr nach der von GoT, was zeigt, dass es nicht im Fahrwasser von GoT schwimmen will.
Ich mag beide Spiele sehr, aber besonders durch den historischen Anspruch, den sich RotR stellt, hat es bei mir die Nase vorn.
tl,dr:
Wer ein Abenteuer im feudalen Japan sucht, sich nicht scheut, einer Geschichte mit großem historischen Kontext zu folgen und Spaß an fordernden “Souls-Like” Kämpfen hat, der ist bei Rise of the Ronin genau richtig!
Abstriche müssen bei Zugänglichkeit und hochpolierter Grafik gemacht werden. Vielleicht ist es nur ein Spiel für Liebhaber, aber aus meinen Augen ist es definitiv einen Blick wert und es wird mir noch lange im Gedächtnis bleiben.
Eine PC Version ist bis zum jetzigen Zeitpunkt nach wie vor leider nicht in Sicht.
Nachfolgend ein paar Impressionen