
Heute gesehen: „Michel in der Suppenschüssel“ (1971) von Olle Hellbom.
Kurzreview
„Er schreit vor Freude, weil die Ratte endlich in die Falle gegangen ist.“
„Wenn ich nicht schlürfe, weiß ich nicht, dass es Suppe ist.“
„Nein, nein, hast du den Verstand verloren? Die Schüssel hat 4 Kronen gekostet!“
„Unsere Verwandten sind dick genug. Es ist doch viel besser, wenn es welche bekommen, die es wirklich brauchen.“
Die Geschichten rund um Michel strahlen einfach eine warme Freude aus, gerade für die ansonsten eher trockenen 70er Jahre. Auch dieser erste Teil der Filmtrilogie erinnert in seiner Leichtherzigkeit an ähnliche zeitgenössische Kinder-Klassiker wie die Pippi-Langstrumpf-Reihe.
Die ländliche Gegend, in der der stets zu Streichen aufgelegte Michel mit seiner leidgeprüften Familie wohnt, wird gekonnt in Szene gesetzt. Es gibt schöne Natur, Holzhäuser, den allseits bekannten Schuppen und sehr viele Tiere. Mehrfach ist eine wirklich süße klassische Hauskatze im Bild, mal schläft sie und mal wird sie gestreichelt – man merkt an ihrem Verhalten, dass ihr die Umgebung gefällt. Kühe auf den Weiden und Pferdekutschen sind Alltag, wohingegen Technologie wie etwa ein Telefon keine Rolle spielt.
Michels Streiche, für die er sich schon oft vor der Wut des Hausherren im Schuppen verstecken musste, sind allesamt jedoch keinem bösen Willen geschuldet. Tatsächlich sind sie eher Ergebnis seiner kindlichen Unbedarftheit, einer Menge Phantasie und einem wachen Geist. Kein Wunder also, dass sein bester Freund der etwas einfältige Knecht des Familienguts ist. Ida, die ebenso junge Schwester, wird dabei eher als brav und zurückhaltend porträtiert, ganz entsprechend dem damaligen Gesellschaftsstandard.
Gegen Ende zieht der Winter ins Land, es gibt sehenswerte Aufnahmen der dicht verschneiten Wälder und Wiesen. Ganz in weihnachtlicher Stimmung ist auch Michel, der nun durch seine Einladung der Bewohner des Armenhauses in der Nähe zu einem Festessen den Zuschauern zeigt, dass sein Charakter nicht einfach der eines aufmüpfigen Schuljungens ist. Es ist auch erfrischend, endlich einmal keine amerikanisierte Weihnachtsfeier in einem Kinofilm zu sehen. Auch von einem Kirchenbesuch bleiben die Zuschauer verschont.
Der gesamte Film wird immer wieder von der Mutter als Erzählstimme aus dem Off begleitet, wie sie aus ihrem blauen Tagebuch über Michels Streiche berichtet. Das ist eine interessante Entscheidung der Drehbuchautoren, durch die die Handlung stets sowohl zeitlich einzuordnen ist, als auch genug Schwung hat.
Beim Zeitstempel 1:16:13 höre ich etwas Merkwürdiges, sind das im Hintergrund Gespräche der Synchronredaktion im Studio, die man nicht rausgeschnitten hat?
Gesehene Fassung: Blu-ray mit deutscher Synchro
Cover
Screenshots
Alle meine Screenshots gibt es hier, stöbert gerne mal durch:
