
Vorgestern abgeschlossen: „Lords of the Fallen“ (2023) (PC) (Any%) (47:30 Stunden) von HEXWORKS und CI Games.
Kurzreview
Ein tendenziell leichteres Soulslike mit einem interessanten Gimmick, der Umbral-Laterne. Damit lässt sich jederzeit in eine Paralleldimension wechseln, die neue Feinde sowie zahlreiche Umgebungselemente erscheinen lässt, wodurch diese magische Funktion sehr oft genutzt werden sollte und muss. Für meinen Geschmack leider viel zu häufig, was den Spielfluss mit der Zeit merklich stört.
Doch zunächst zur Grafik, die ist außergewöhnlich hübsch und gerade durch die eben erwähnte doppelte Weltgestaltung oft kreativer als die eher konservativen Umgebungen vieler Miyazaki-Originale. Besonders die Regeneffekte und Texturen übertreffen in ihrem Realismus Elden Ring locker, wobei auch der Rest aus der Grafiktrickkiste sich nicht vor diesem Spiel verstecken muss. Die gesamte Karte ist schier gigantisch, wenn auch in klassische, verzweigte Schläuche zerteilt, anstelle einer Open-World. Sehr angenehm ist zudem, diese immersive Welt komplett zu Fuß erkunden zu können, ohne erzwungene Teleports. Schade nur, dass eine ordentlich lesbare Übersicht fehlt, wo man sich genau befindet; stattdessen muss man im Nachthimmel nach Lichtsäulen der Hauptbosse Ausschau halten. Von der rot gefärbten, verwucherten Abtei in den Bergen hin zu dem Palisadenzaun-gesäumten Sumpfdorf, hier ist einfach jeder Ort eine Wohltat fürs Auge.
Der vorzügliche 3D-Sound (vermutlich basierend auf binauralen Tonaufnahmen) der Umgebung hebt dieses Soulslike noch einmal deutlich über andere Genrevertreter. Beim oben erwähnten Regen, den Waffen und Schritten auf verschiedenem Untergrund ist das gut zu hören. Um auf versteckte Orte in der Umbral-Dimension hinzuweisen, nutzt das Spiel schlauerweise kein nerviges Herzklopfen über die Lautsprecher, sondern eine entsprechende Vibration am Controller und sichtbar herumfliegende Schmetterlinge. Generell ist die Rumble-Funktionen hier deutlich besser umgesetzt als in Elden Ring, auch wenn es natürlich etwas zu häufig werden kann.
Wichtiger als alles andere ist selbstverständlich das eigentlich Gameplay bei dieser Art von Freizeitunterhaltungsprogramm. Dort krankt es zugegebenermaßen an ein paar Stellen. Sehr störend und gefährlich war das Problem, Aktionen wie das Heilen nicht in eine Warteschlange einreihen zu können, indem man den Knopf dafür gleich nach einem Treffer drückt. Bei praktisch allen echte Soulsborne-Teilen ist es hingegen möglich, damit z. B. nach dem Aufstehen vom Boden sofort eine Heilungsflasche oder einen anderen Gegenstand einzusetzen, wodurch man jede extra Millisekunde in einem kritischen Kampfmoment optimal ausnutzen kann. Denn dort kann man ja vorher schon die Aktion einreihen, ohne wiederholt auf den Knopf hämmern zu müssen. Der Schnellausweich-Seitwärtshüpfer in Kämpfen gefällt mir aber sehr gut, mit einem doppelten Drücken bekommt man bei Bedarf auch die Standard-Rolle. Eine nette Idee sind die falschen Items (anstelle von beißenden Mimic-Truhen), die man an ihrem hektischen Flackern erkennt und auf die ich schon des Öfteren wie ein totaler Noob hereingefallen bin. Leider sind die Animationen und das Timing beim Parieren von Gegnern sehr schwer lesbar, dabei hatte ich sogar bei Dark Souls 1 eher wenig Probleme damit.
Die großen Bosse sind meistens sehr kreativ und gekonnt inszeniert, am besten finde ich Justicia Clerica. An der Frau saß ich eine ganze Weile, da ich die ganz schlaue Idee hatte, einen recht teuren Türschlüssel recht weit am Anfang des Spiels zu kaufen und damit unwissend direkt Hals über Kopf in ein Endgame-Gebiet einzumarschieren. Dort haben mir die Bosse und normalen Gegner dann ordentlich den Arsch versohlt, aber darauf stehe ich ja bekanntermaßen bei solchen Spielen!
Enttäuschenderweise war der Großteil des restlichen Spiels dann lächerlich einfach, sogar der finale normale Boss. Da habe ich mich ohne große Anstrengungen und Vorsicht hineingestürzt und kam im ersten Versuch durch, um dann auf die zweite Phase zu warten … welche aber nie kam. Der wirklich finale Boss, wenige Minuten später, war sogar noch enttäuschender, da er alleine aus dem Besiegen seiner „Minions“ besteht. Übrigens habe ich selbstverständlich sämtliche Bosse besiegt, die man auf dem Weg zum Strahlen-Ende (Standard) erlegen kann, auch die optionalen. Einer fehlt, den kann man nur beim Inferno-Ende herausfordern, es ist aber praktisch ein wiederverwerteter vom Anfang des Spiels.
Gespielte Fassung: Deutsche Windows-Version unter Arch Linux.
Errungenschaften: 43 %
Cover
Screenshots
Alle meine Screenshots gibt es auf meiner Webseite, schaut gerne mal rein. Ein paar Highlights gibt es auch hier auf CompiWare.
