Es geht weiter mit der Liste „101 Films You Must See Before You Die“, heute ein Horrorklassiker: „Eraserhead“ (1977) von David Lynch.
Kurzreview
Der Hauptcharakter, später wörtlich als Eraserhead (Radiergummikopf) genommen, ist augenscheinlich ein normales Mitglied der unteren Arbeiterklasse in einer mittlerweile viele Jahrzehnte zurückliegenden Welt. Doch alleine die bedrückende Atmosphäre, aufgebaut durch ein unterschwelliges bis unerträgliches fortwährendes Dröhnen, verheißt nichts Gutes. Jede seiner Bewegungen wirkt im Verlauf des Films zunehmend paranoid, ängstlich und verstört – er spiegelt damit glasklar die Emotionen des Zuschauers wider.
Die Umgebung des Wohnblocks, in dem er einen kärglich eingerichteten Raum besitzt, ist stark industriell geprägt; an allerlei Orten sind Stromanlagen oder zischende Schläuche verteilt. Die paar Personen, mit denen Eraserhead verkehrt, verhalten sich absonderlich, fast als hielten sie ein Geheimnis vor ihm verborgen. Bei einem merkwürdigen Essen mit der Familie seiner Freundin erfährt er, sie habe von ihm eine Frühgeburt zur Welt gebracht, die nun auf die Pflege der beiden warte.
Jetzt beginnt der Abstieg in die wahren Untiefen dieses Films. Eine so grausige, widerwärtige, abstoßende Kreatur bekommt man von nun an zu sehen, dass es mir noch jetzt kalt den Rücken herunterläuft. Es grenzt an ein Wunder, wie perfekt alle praktischen Effekte hier noch heute wirken. Dieses Ding ... das Baby ... ist halb eingewickelt und besteht fast nur aus einem fischähnlichen, sich ziemlich realistisch bewegenden schleimigen Kopf an einem langen und dürren Hals.
Diese Geräusche – Gurgeln, Schreien, Kreischen, hämisches Lachen – tun ihr Übriges, an dieses Ekel-Level kommt auch kein Zombiefilm heran. Die Augen des Protagonisten hätten ihren eigenen Schauspielpreis verdient, so wie er umherblickt beim Pflegen seines „Kindes“. Nun verlassen von seiner Frau und ausgenutzt von einer anderen irrt Eraserhead von einem Tag zum nächsten, teils ineinander übergehend mit surrealistischen, alptraumhaften Sequenzen, die zunehmend den Geisteszustand des Zuschauers sowie gleichermaßen des Protagonisten in Mitleidenschaft ziehen.
Übrigens: Das Horrorspiel P. T. dürfe Genrefans ein Begriff sein, dort liegt im Badezimmer ein deutlich inspiriertes Kackwurst-Baby herum. Mit der Qualität dieses Filmeffekt-Meisterwerks kann das jedoch nicht mithalten.
Gesehene Fassung: Uncut Blu-ray mit Originalton und deutschen Untertiteln
Gesehen als Teil der Liste „101 Films You Must See Before You Die“.
Fazit:
Diese Bewertung und den Film auf Letterboxd ansehen.
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