Wollte das Review schon vor längerem machen. Aber aus Zeitmangel hatte ich keine Zeit für den Podcast.
Also hier wohl mit etwas Verzögerung zumindest die bloße Textversion.
FreeLancer
Ein Weltraumspiel mit ziemlich bewegender Entwicklungsgeschichte. Ursprünglich mal als geistiger "Wing Commander: Privateer"-Nachfolger von Chris Roberts gestartet, wobei es natürlich ein riesiges Universum mit bahnbrechenden Features wie eine dynamisches Universum mit astronomischen Ereignissen wie Schwarze Löcher und Supernovae geben sollte. Als das Spiel 2001 erscheinen sollte, hatte es bereits sein Entwicklungsbudget deutlich überschritten, die Fertigstellung war aber nicht wirklich absehbar. Microsoft fürchtete daher tatsächlich sein Investment und setzte Chris Roberts kurzerhand ab und bewog ihn zum Abschied und gab das Spiel in neue Hände beim Entwickler, die nur noch das Ziel bekamen bis 2003 aus der vorhandenen Entwicklungsversion ein fertiges Spiel zu machen.
Ich sag mal so, die Spielwelt ist auch durchaus stimmungsvoll. Die zahlreichen Systeme sind zwar nicht mehr wie ursprünglich geplant dynamisch, laden aber trotzdem viel zum Erkunden ein. Stimmungsvolle Nebelfelder, Trümmer- und Asteroidenfelder motivieren den Spieler schon dazu nach geheimen Basen, Sprunglöchern und auch Wracks für Beute ausschau zu halten. Auch gibt es viel Funkverkehr, womit das Spiel den Eindruck erweckt, dass auch NPCs ihren Aufgaben nachgehen.
Leider hätte das Spiel wohl trotzdem etwas mehr Zeit gebraucht. Egal ob leichter Jäger, schwerer Jäger oder Frachter, die Geschwindigkeit ist bei jedem Schiff identisch. Auch bietet das Spiel eine statische Wirtschaft, was ich für 2003 extrem lächerlich finde. Es gibt also nur die gleichen Handelsrouten. Und die Nebenmissionen vom Schwarzen Brett sind leider auch extrem eintönig. Gehen eigentlich nur darum, immer irgendwas abzuballern. Aber im Gegensatz zu Privateer keinerlei Eskort- oder Handelsmissionen oder Missionen die über die Systemgrenzen hinaus gehen.
Dazu merkt man dem Spiel auch an, dass die Handlung ab 3/4 nur noch eilig zu Ende gebracht werden sollte. Konnte man während der Handlung ansonsten noch die Missionen ablehnen und sich dann noch etwas mehr Zeit nehmen um etwas Geld für bessere Ausrüstung zu machen, wandelt sich das Spiel in der Phase zu einem missionsbasierten Actionspiel. Da wird Freiheit nicht mehr sonderlich groß geschrieben. Allgemein finde ich die Progression im Spiel etwas unglücklich. Die Handlung ist leider nicht so optional, wie ich es mir wohl als "Freelancer" wünschen würde. Man muss die Missionen der Handlung machen, um im Level zu steigen, was den Kauf neuer Schiffe und Ausrüstungen ermöglicht. Man wird also total an der Leine gehalten und darf die Handlung nicht mit der Ausrüstung spielen, die man sich wünscht.
Verstehe aber schon, wieso es trotzdem für viele Leute eine Faszination hat, im Mehrspieler ist das schon ein bisschen wie ein kleines MMO mit 64 Leuten auf einem Server. Darüber hinaus, weil es unfertig ist, ist es recht modfreundlich. Dinge wie unterschiedliche Geschwindigkeiten oder dynamische Wirtschaft ist Bestandteil von zahlreichen Total Conversions die es für dieses Spiel gibt.
In meinem Fall habe ich mich 50 Stunden diesem Spiel gewidmet. Habe aber diesmal nicht das totale unangetastete Spiel gespielt, sondern die FreeLancer HD Edition 0.7 installiert. Diese wertet die Grafik etwas auf, ermöglicht moderne Auflösungen und korrigiert auch ein paar Bugs im Spiel. Lässt das Gameplay aber unangetastet und damit auch seine Schwächen.
Ein ausführlicheres Review zum Spiel gibt es von mir auf backloggd:
Und wer das Spiel "nur" in Aktion sehen will, der kann dazu mein Let's Play anschauen: